Python-in-Excel-Hype – 2 Dinge, die es zu beachten gilt

Excel-User können nun/bald auch Python in ihren Sheets nutzen – diese zwei Dinge, sind aber bei dem Hype um das Thema beachten.

Python in Excel – Wie? Wo? Was? Warum?

Am 22. August 2023 hat Microsoft in einer Release-Note den Launch von Python in Excel verkündet. Das Feature ist zurzeit lediglich als Vorschau im Microsoft 365 Insiders Programm im Beta-Kanal verfügbar, aber die Ankündigung hat direkt hohe Wellen in der Daten-, Tech- und Business-Welt geschlagen.

Die Implementierung ist für User über die =py() Funktion in der Formel-Leiste verfügbar und fügt der Zelle, in der sie verwendet wird, ein markantes py Label auf der linken Seite hinzu.

Python Label grün in Excel

Ein Anwendungsbeispiel für Python in Excel sind die erweiterte Transformation von Daten (Gruppierungen, Analysen, etc.), die Excel teilweise nur schwerlich abbilden kann. Diese werden vorrangig mit dem Python Modul pandas erledigt. Ein Weiteres Anwendungsbeispiel ist die Visualisierung von Tabellen-Daten, die mit einem Python Modul wie Seaborn vielleicht nicht schöner, aber deutlich schneller als in Excel erledigt werden können.

Perspektivisch kann diese Erweiterung die Daseins-Berechtigung von Microsoft Excel in Unternehmen um weitere 30 Jahre verlängern, da es Analysten länger in der Excel-Welt hält und Business-User mehr Flexibilität bietet. Aber: Wir finden auch, dass „Python in Excel“ zurzeit leicht overhyped ist und es zwei Dinge gibt, die Unternehmen im Hinterkopf behalten sollen, ehe sie ihre Zukunft mit Python in Zellen planen:

1 | Die Python-Berechnungen laufen in der Cloud

Bei allen Tutorials, die aktuell kursieren, ist auffällig, dass niemand im Vorfeld der Demo 30 Minuten auf die Installation und Verknüpfung von Python / Anaconda und zugehörigen Modulen unter Windows zubringen muss. Das liegt daran, dass Microsoft sich entschieden hat, die Kalkulationen aus der Excel-Desktop-App in die Cloud auszulagern sobald die Python-Formel verwendet wird.

Python in der Azure Cloud

Diese Implementierung hat definitiv ein paar Vorteile aus Developer-Sicht:

  1. Die Nutzer müssen nicht lernen wie sie Python unter Windows installieren und Berechtigungen verteilen (wenn sie überhaupt die Rechte dazu haben).
  2. Das Feature ist einfacher zu entwickeln, da Microsoft die Cloud-Rechner-Konfigurationen selber kontrollieren kann, wohingegen so ziemlich jeder Business-Rechner unterschiedlich konfiguriert ist.
  3. Die bereitgestellte Rechenleistung kann von Microsoft zugesichert und erweitert werden, um möglicherweise auch kleine Rechner und Tablets in die Python-Welt zu bringen.

Die Nachteile dieser Implementierung sind dabei aber – erstmal – überwiegend:

Datenschutz bei Kalkulationen in der Cloud

Während Datenschutz-Beauftragte und IT-Secs bisher ruhig schlafen konnten, solange ihr Schäfchen lediglich „in Excel rumspielen“, können diese demnächst Dataframes mit 100k+ Zeilen sensibler Daten über die Cloud jagen. Die Kalkulationen läuft zurzeit in der Azure Cloud und ist daher wahrscheinlich im Standard-Agreement von Office 365 Lizenzen rechtlich geklärt und das Feature kann wahrscheinlich auch von Admins ausgeschaltet werden, dennoch erhöht es die Komplexität von Datenschutz, Sicherheit und Berechtigungen um ein weiteres Szenario.

Excel Desktop wird zu einem Online-Tool

Mit der Kalkulation der Python-Berechnungen in der Cloud wird auch eine Internetverbindung unerlässlich bei der der Verwendung von Python in der Microsoft Excel Desktop App. Das ist nicht ganz intuitiv und könnte Nutzer auf Bahnfahrten oder in limitierten Netzwerken deutlich einschränken.

Office 365 ist mittlerweile gespickt mit Online-Features (Sharepoint-Integration, Web-Queries, etc.), aber eine Einschränkung in der Formel-Berechnung könnte für Power-User gravierende Folgen haben.

2 | Die Distribution der neuesten Excel Versionen ist … begrenzt

Wer glaubt, dass Python in Excel, die Analyse-Welt in Corporate-Deutschland kurzfristig verändern wird, der wird womöglich enttäuscht sein. Es ist zu erwarten, dass das Feature nur auf die neuesten Excel 365 Versionen ausgerollt wird. Wer aber hin und wieder in der Software-Landschaft von Microsoft-Enterprise-Kunden arbeiten muss, der wird schnell merken: Häufig findet man noch Office 2016 und Office 2019er Versionen vorinstalliert. Entsprechend ist die Revolution der Excel-Welt im Arbeitsalltag nicht so schnell zu erwarten wie der Hype um das Python-in-Excel-Thema aufkam.